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Philipp J. Conrad

Die Gärten des Fürst Pückler

Lesezeit: 5 Minuten

Fürst Hermann von Pückler-Muskau war ein deutscher Adliger, Autor, Lebemann, Weltreisender und Gartengestalter. Schon als junger Mann wurde sein Interesse an Gärten und Landschaftsgestaltung geweckt. Im Laufe seines Lebens gestaltete er, der als wichtigster preußischer Gartenkünstler gilt, drei große Landschaftsparks:

  • zuerst den Park um Schloss Muskau, in dem er aufwuchs,
  • später im Auftrag des Kaisers den Park Babelsberg in Potsdam und
  • zuletzt Park Branitz rund um Schloss Branitz, in dem er seinen Lebensabend verbrachte.

Diese drei Parks sind noch heute für die Nachwelt erhalten, gelten als Gartendenkmäler und dienen als grüne Oasen zur Erholung der Besucher.

Der höchste Grad der landschaftlichen Gartenkunst ist nur da erreicht, wo sie wieder freie Natur, jedoch in ihrer edelsten Form, zu sein scheint.
Fürst Hermann von Pückler-Muskau | Andeutungen über Landschaftsgärtnerei
  • Schloss Muskau im Fürst-Pückler-Park, einer UNESCO-Weltkulturerbestätte in Bad Muskau, Sachsen.

    Bad Muskau

    Bad Muskau ist eine Stadt in der Oberlausitz in Sachsen am Ufer Neiße. Sie erlangte vor allem durch den Fürst-Pückler-Park weltweite Bekanntheit, der heute UNESCO Weltkultur­erbe ist. Dieser ist der größte Landschaftspark im Englischen Stil in ganz Europa und liegt zu etwa zwei Dritteln in Polen.

    Hermann von Pückler-Muskau wurde 1785 in Sachsen geboren, genauer gesagt im Schloss Muskau, das sich im Besitz der Familie seiner Mutter Gräfin Clementine von Callenberg befand, und er 1811 erbte.

    Ab 1815 arbeitete der Fürst daran, die Ländereien rund um das Neue Schloss Moskau in einen Landschaftspark zu verwandeln. Er lies dazu ein ganzes Dorf umsiedeln und zwei neue Brücken, die Englische Brücke und die Doppelbrücke, die beide über die Neiße führen, errichten. Seine Prinzipien orientierten sich an englischer Gartengestaltung, die er auf seiner Reise durch das Land studierte. Dazu gehören geschwungene, natürlich wirkende Wege, keine starren Strukturen oder gerade Linien und Sichtachsen, die den Parkbesucher immer wieder neues Entdecken lassen. Auch eine Technik der Landschaftsmalerei spielt eine entscheidende Rolle die mit verschiedenen Ebenen arbeitet und die Landschaft in Vordergrund, Hintergrund und den Raum dazwischen aufteilt.

    Im Laufe der Arbeiten an seiner ersten grünen Oase verschuldete sich der Fürst immer mehr, denn Sparen oder Budgetieren, ganz allgemein der Umgang mit Geld, gehörten nicht zu seinen Stärken. Trotzdem ist ein Park entstanden, der seinesgleichen sucht.

    Heute gliedert sich der Muskauer Park in einen deutschen Teil westlich der Lausitzer Neiße, die die Grenze zwischen beiden Ländern markiert, und einen polnischen Teil im Süden. Der größte europäische Landschaftspark im englischen Stil bildet seit 2004 das länderübergreifende UNESCO-Weltkulturerbe Muskauer Park Mużakowski und sucht weltweit seinesgleichen.

  • Schloss Babelsberg, die Sommerresidenz des deutschen Kaisers Wilhelm I., in Potsdam, Deutschland.

    Potsdam

    Potsdam ist die Hauptstadt von Brandenburg und ehemalige Residenzstadt der Könige von Preußen. Die Stadt ist reich an Parks und Schlössern, die Kulturlandschaft ist eine UNESCO- Welterbestätte. Der Filmpark Babelsberg gehört zu Europas modernsten Filmstudios, 1926 wurde hier „Metropolis“ produziert.

    Von 1833 bis 1849 wurde in mehreren Etappen eine neue Sommerresidenz, Schloss Babelsberg für Kaiser Wilhelm I., damals noch Prinz, erbaut. Fürst Pückler und Kaiserin Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach, die Gattin des Prinzen, waren sich aus Weimar gut bekannt und der Fürst hatte soeben sein Buch „Andeutungen über Landschaftsgärtnerei“ veröffentlicht. Als es nun darum ging, die Arbeiten von Peter Joseph Lenné, am Park rund um das neue, für Kaiser Wilhelm I. erbaute Schloss Babelsberg, fortzusetzen, spielte der Fürst seine guten Beziehungen aus und erlangte die Position des Gartenplaners zu sehr guten Bedingungen, denn eine freie Hand in allen Entscheidungen war seine Devise.

    Pückler ist verantwortlich für den ausgedehnten Pleasureground mit den „Pfannenkuchenbeeten“, rund um das Schloss laufende Terrassen, die Bepflanzung der Rosentreppe mit weißen und roten Rosen, künstliche Wasserspiele, Fontänen und Seen und vor allen Dingen die Sichtachsen zu den umliegenden Seen. Der Fürst verwirklichte viele seiner durch Ideen zur Gestaltung eines harmonisch, nicht gestaltet, sondern natürlich-gewachsen wirkenden Parks, die zuvor nur von englischen Gärten bekannt waren.

    Seit 1990 ist Park Babelsberg als Teil der Potsdamer Kulturlandschaft Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin ein UNESCO-Welterbe. Seit 2016 erstrahlt der Park wieder im alten Glanze und ist einen ausgedehnten Besuch wert.

  • Schloss Branitz im Fürst-Pückler-Park Branitz in Cottbus, Brandenburg.

    Cottbus

    Cottbus ist die zweitgrößte Stadt in Brandenburg und gilt als Zentrum der Sorben in der Niederlausitz. Der Ort ist bekannt für das Staatstheater, den Branitzer Park rund um Schloss Branitz von Fürst Hermann von Pückler-Muskau und den Olympia­stützpunkt, der im Bereich des Radsports sehr erfolgreich ist.

    Im Jahr 1845 musste der hoch verschuldete Pückler sein geliebtes Muskau verkaufen. Doch auf der Straße leben musste er nicht, stattdessen zog er einfach in sein zweites Zuhause, das Rittergut Branitz, welches sich seit 1696 im Besitz der Familie Pückler befand. Mit dem Geld, das er durch den Verkauf von Muskau erlangt hatte, beglich er seine hohen Schuldenlast. Und das, was übrig war, investierte er im Alter von 60 Jahren noch im selben Jahr in die Gartengestaltung seines neues Wohnsitzes, nahe der Stadt Cottbus.

    Der Fürst selbst bezeichnete Branitz als sein Meisterwerk, das er aus dem nichts schuf, den zuvor war Branitz wortwörtlich eine Wüste. Er lies mehrere Seen und Kanäle schaffen und mit dem Aushub diverse Hügel anlegen und mit Gehölz bepflanzen. Den Park unterteilte er in zwei Zonen; den „Inneren Park“ mit Gärtnerei und Schloss und den „Äußeren Park“, der den inneren Park weitläufig umgibt.

    Am 4. Februar 1871 verstarb der Fürst auf Schloss Branitz. Auf einem Spaziergang durch den Park lassen sich zwei Erdpyramiden entdecken, die größere der beiden, genannt Tumulus, befindet sich im Pyramidensee. In dieser Pyramide ist Fürst Hermann von Pückler-Muskau, gemeinsam mit seiner (zeitweisen) Ehefrau Lucie bestattet.

    Der Park gilt als Gartendenkmal von internationalem Rang und die Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz strebt auch für dieses Werk des Fürsten eine Anerkennung als UNESCO-Welterebestätte an. Das spätbarocke Schloss, dass der Fürst zu lebzeiten selbstverständlich umbauen lies, beherbergt eine umfangreiche Ausstellung, mit originalgetreu nachgestellten Räumlichkeiten, die einen Einblick in das Leben des weltgewandten Fürsten geben.

Wer mich ganz kennenlernen will,
muß meinen Garten kennen,
denn mein Garten
ist mein Herz.
Fürst Hermann von Pückler-Muskau

Alle drei großen Landschaftsparks, die der Fürst im Laufe seines Lebens gestaltete, sind heute wieder in ihrer ursprünglichen Pracht erlebbar und lassen sich kostenfrei besuchen.

  • Die Ausstellung in Schloss Muskau ist sehr interaktiv und attraktiv gestaltet. Dazu gehören ein Theaterstück, die Möglichkeit, einen Liebesbrief zu verfassen und ein Stammbaum als Video. Unser Highlight war die einzigartige Fahrt durch Pücklers Buch „Andeutungen über Landschaftsgärtnerei“.
  • Die Ausstellung in Schloss Branitz besticht durch die originalgetreu nachgebildeten Räumlichkeiten und gibt einen tieferen Einblick in das Leben des Fürsten und in die damalige Zeit. Das Besucherzentrum bietet unter anderem die Möglichkeit, in die Themse in London abzutauchen, eine Ballonfahrt über den Park zu machen und mit Bausteinen einen eigenen Park zu gestalten.
  • Schloss Babelsberg kann derzeit leider nur zu Sonderveranstaltungen besichtigt werden.

Diese Karte zeigt die drei von Fürst Pückler gestalteten Landschaftsparks. Bad Muskau in Sachsen, sowie Branitz (Cottbus) und Babelsberg (Potsdam) in Brandenburg.